Mobbing

Sie sind vier und seit etwa drei Wochen tuscheln sie hinter meinem Rücken, wenn ich die kleine Küche verlasse, in der wir jeden Morgen gegen halb zehn gemeinsam unseren Kaffee trinken. Sie nennen mich heimlich die Alte, kritisieren in meiner Abwesenheit meine breiten Hüften, mein graugesträhntes, hochgestecktes Haar, meine Kleidung, meine Lebensweise und häufiger noch, meine Angewohnheit, mich aus dem Bürotratsch herauszuhalten. Ich weiß, dass sie über mich reden, weil sie verstummen, wenn ich unvermutet zurückkehre. Ihre Gesichter wirken dann, als seien sie bei etwas Unrechtem ertappt worden. Die vier sind junge, dynamische, immer nach der neuesten Mode gekleidete, moderne Frauen. Jede ist, für sich allein, völlig in Ordnung. Begegne ich einer von Ihnen auf dem Flur, grüßt sie mich - Hallo, Arla - redet ein paar Worte mit mir, bei Sachfragen holt man sich meinen Rat. Leider sind die vier, schaut man genauer hin, oberflächliche Gänschen. Ihr Lesestoff ist auf die Boulevardpresse beschränkt, ihre Interessen gehen über dieses Niveau nicht wesentlich hinaus. Darüber Bescheid zu wissen, welcher Star gerade mit wem ein Verhältnis hat oder welche Rockband am Wochenende in unserer Kleinstadt ein Open-Air-Konzert gibt, ist für sie so aufregend, wie es für mich eine Nacht mit Robert Redford wäre. Sie sind alle Singles, altersmäßig könnten sie meine Töchter sein. Und nur deshalb toleriere ich ihr Verhalten.

Doch da ist die fünfte, Paula Myers, die vor genau einem Monat aus der Hauptverwaltung des Konzerns in unsere kleine Agentur kam. Sie hat das Zimmer neben mir bezogen, die ehemalige Registratur. Paula Myers ist zehn Jahre jünger, zwanzig Pfund leichter und fünfzehn Zentimeter kleiner als ich, und sie ist auffallend anders als die Gänschen. Sie kleidet sich altmodisch ganz in Schwarz: schwarze Bluse, schwarzer Rock, schwarze blickdichte Strümpfe, schwarze Schuhe mit flachen Absätzen und sie schminkt sich nicht. Ihre Haut ist krankhaft grau, weil sie qualmt wie ein Fabrikschlot. Sie leidet an Paradentose, ihre Zähne sind lang wie die eines Kaninchens und braun verfärbt vom Nikotin, genau wie ihre Fingerspitzen. Begegnen wir beide uns im Gebäude, so wirft Paula Myers den Kopf in den Nacken und preßt ihre Lippen zusammen wie Striche. Außer bei der Vorstellungsrunde am ersten Tag hat sie nie wieder mit mir gesprochen. Sie grüßt mich auch nie. Ihre braunen Augen sind ausdruckslos wie nasse Flusskiesel. Bei der täglichen Kaffeepause schaut sie blasiert über mich hinweg.

Selbst in der jetzigen Julihitze, die sich seit Tagen im Gemäuer staut und das Arbeiten ohne Ventilator unerträglich macht, öffnet Paula Myers Ihre Zimmertüre oder die Fenster nicht. Eine übelkeiterregende Mischung aus Nikotin und irgendeinem Teufelskraut aus ihrer Duftlampe kriecht Tag für Tag unter der abgeschlossenen Verbindungstüre hindurch in mein Büro. Ich hasse diesen Geruch. Er verursacht mir Brechreiz und nicht nur das. Meine Lunge brennt davon wie Feuer, mein Hals kratzt, meine Nase läuft ständig und ich huste mich fast zu Tode. Außer mir scheint sich aber niemand an dem Geruch zu stören. Ich habe Paula Myers gebeten, die Räucherei zu unterlassen, nachdem die Symptome aufgetreten sind, aber sie hat nur höhnisch gelacht. Das alles regt mich sehr auf.

Wenn Paula Myers mir im Laufe des Tages unbeabsichtigt nahekommt, läuft mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Sie ist eine Hexe. Ich bin sicher, dass sie hinter all den Merkwürdigkeiten steckt, die sich gehäuft in der letzten Woche ereigneten:

Da verschwanden letzten Mittwoch wichtige Unterlagen, die ich für eine Besprechung mit Arne Silbermann zurechtgelegt hatte, von meinem Schreibtisch und - nachdem ich sie über eine Stunde erfolglos gesucht hatte, lagen sie auf einmal genau dort, wo sie eigentlich hätten sein sollen.

Am Donnerstag machte ich die unangenehme Entdeckung, dass die alphabetisch geordneten Akten in meinem Schrank völlig durcheinandergebracht worden waren. Ich blieb nach Dienstschuss länger da und ordnete sie neu.

Am Freitag, kurz vor der Mittagspause, ich zog gerade ein Stockwerk tiefer eine Cola aus dem Automaten, goß Jemand kalten Kaffee in mein neues Keyboard und der PC stürzte ab.

Hatte ich die Attacken bisher verdrossen, aber mehr oder weniger wortlos hingenommen, verlor ich angesichts dieser Frechheit und des Schreckens die Beherrschung. Ich bekam einen hysterischen Anfall und die Kollegen stürzten in mein Zimmer, um nach mir zu sehen. Paula Myers ließ sich nicht blicken.

Später, als die allgemeine Neugier befriedigt war, dank der Hilfe des netten Theo Linke der PC wieder lief und meine Aufregung sich auf ein erträgliches Maß reduziert hatte, hörte ich Paula Meyers in ihrem Zimmer vor sich hin murmeln. Ich drückte mein Ohr an die Verbindungstür und lauschte: Sie rezitierte eine Art Sprechgesang, monoton und unheimlich, er hörte sich an wie eine Beschwörung:

Adonai, Aschmundai, Ramiel, Cemiel, oder so ähnlich.

Und der Geruch, der dabei unter der Tür durchzog, war das Widerlichste, was ich je gerochen hatte. Meine Überzeugung, dass Paula Myers eine Hexe sei, schien sich gerade zu bestätigen.

Der Samstag brachte den unvermeidlichen Einkauf im Supermarkt, den Hausputz, Telefonate und Verabredungen mit Freunden für die kommende Woche und einen einsamen Leseabend auf dem Balkon meiner Wohnung mit einer wunderschönen Aussicht auf den Sternenhimmel.

Am Sonntag, zwei Stunden nach Mitternacht schreckte ich auf aus einem schlechten Traum, der helle, hämmernde Schmerzen unter meiner Schädeldecke hinterließ, ein cerebrales Morsealphabet:
Tack-tacktack-tack-tacktack-tack.

Es klang wie das Mahlen von Rädern auf Stahl. Mir war übel und ich hatte das Gefühl, als stünde ich neben mir. Gegen acht Uhr früh kroch ich aus den Federn und trank drei Becher heißen, starken Kaffee ohne Zucker, aber das Gefühl blieb. Da ging ich trotz der sechsundzwanzig Grad plus, die das Thermometer so früh schon zeigte, wieder ins Bett, schluckte drei Aspirin, die nicht halfen und später noch einmal zwei und versuchte zu schlafen. Am späten Sonntagnachmittag wurden die Kopfschmerzen unerträglich und alle Geräusche um mich herum entsetzlich laut.

Tack-tacktack-tack-tacktack-tack, hämmerte es in meinem Hirn. Ich trug jetzt einen unsichtbaren, engen Eisenreifen um meine Stirn. Nackt und schwitzend wälzte ich mich auf meinem Laken, brütete über den Ereignissen der vergangenen Woche und erging mich, aufgestachelt durch den Schmerz in meinem Hirn, in den sadistischsten Rachephantasien. In meiner Erinnerung hörte ich wieder den Sprechgesang, roch den Gestank nach Teufelskraut oder was immer es gewesen war und je gewaltiger meine Gier nach Rache wurde, desto heftiger hämmerte mein Kopf und der eiserne Reif zog sich zusammen. Irgendwann muss ich dennoch eingeschlafen sein. Am Montag früh als mich der Radiowecker aus dem Schlaf riss, waren die Kopfschmerzen fort.

Und das Phänomen war wieder da.

Das Phänomen, wie ich es nenne, scheint die Hinterlassenschaft eines Sturzes vom Fahrrad zu sein, den ich an meinem siebten Geburtstag erlitt. Der Sturz verursachte mir einen komplizierten Schädelbruch und hielt mich drei Monate im Koma. Nach meiner Genesung tat das Phänomen auf, wenn ich sehr nervös oder ärgerlich war, mal mehr mal weniger intensiv, blieb manchmal Monate lang aus und verschwand in der Pubertät von alleine. Außer mir und meiner Eltern wusste niemand davon und das war auch gut so. Und heute früh war es - nach so vielen Jahren - also wieder da.

Es ließ den roten Becher mit der Always Coca Cola-Werbung, der auf dem Küchentisch stand, von mir fortrutschen als ich nach ihm greifen wollte! Ich war so erschrocken darüber, dass ich zu zittern begann. Gleichzeitig übte das Phänomen eine starke Faszination auf mich aus. Ich fixierte den Becher, der in der Tischmitte stehengeblieben war und zog ihn in Gedanken zu mir. Er wollte sich zuerst nicht bewegen. In dem Moment aber, als ich mein Vorhaben aufgab und mich umwandte, um nach der Kaffeekanne zu greifen, rutschte der Becher sich ständig um die eigene Achse drehend, in meine Richtung, geriet seitwärts an den Tischrand, kippte, fiel und zersprang auf dem Boden in zehn, zwölf kleine Teile. Stocksteif und völlig verblüfft schaute ich eine Weile auf die Scherben. Dann fegte ich sie zusammen und warf sie in den Mülleimer. In wenigen Minuten würde mein Bus fahren, die Zeit drängte. Also packte ich, innerlich sehr aufgewühlt, meine Tasche und verließ das Haus. Eine halbe Stunde später hatte ich das neuerliche Auftauchen des Phänomens bereits akzeptiert. Und fand es äußerst praktisch.

Montag

Comet Versicherungen, Niederlassung Süd, Geschäftsstelle für Schadenabwicklung im Bezirk III, belegt die oberste Etage eines sechsstöckigen Bürohauses im Zentrum der Stadt. Tritt man aus dem Aufzug, so erblickt man einen etwa dreieinhalb Meter breiten grau gefliesten Gang, mit fünf Türen auf der rechten und zwei auf der linken Seite. Hinter den rechtsseitigen Türen liegt das Büro unseres Chefs Dr. Kai Sommerfeld, der gerade in Südfrankreich Urlaub macht, die Räume von Arne Silbermann und Theo Linke und das große Gemeinschaftszimmer, das sich die Schreibdienst-Gänschen teilen. Hinter der letzten Tür auf der rechten Seite befindet sich die neue Registratur, in der Kopierer und Faxgerät stehen. Dort ist auch das Kämmerchen, das uns als Kaffeeküche dient. Alle Räume auf dieser Seite sind durch innere Türen miteinander verbunden.

Auf der linken Seite gibt es nur mein Büro und den Lagerraum für ausgediente Möbel und Gerümpel, den wir die alte Registratur nennen. Er wurde eilig für Paula Myers Aufenthalt hergerichtet, als das Fax von der Hauptverwaltung ihr Kommen ankündigte. Paula Myers macht die Vorprüfung für einige dubiose Fälle, die aufwendige Gerichtsverfahren erwarten lassen. Auch zwischen dieser alten Registratur und meinem Büro gibt es eine Verbindungstüre, auf deren Verriegelung die Hexe allerdings gleich am ersten Tag bestand.

Als ich an diesem Montagmorgen meine Bürotüre aufstieß, prallte mir eine sauerstofflose, üble Luft entgegen und ich wollte mich gleich übergeben. Ich riss beide Fensterflügel zugleich auf und zog gierig Frischluft in meine Lungen. Ich hörte Paula Myers hinter der Wand rumoren. Und wie an jedem Arbeitstag seit sie da ist, kroch wieder der üble Geruch aus ihrem Zimmer unter der Türe durch in meines. Ich riss ohne anzuklopfen die Tür zu ihrem Büro auf, prallte gegen eine immense Wolke aus Gestank wie gegen eine Betonmauer und machte erschrocken einen Schritt zurück. Alles was ich hatte sagen wollen, vergaß ich sofort, weil das Nikotin-Teufelskraut-Gemisch mir ätzend in die Kehle fuhr und mich nicht mehr atmen ließ.

Sie... stieß ich krächzend hervor, sie ...
und das war’s auch schon. Ich rang nach Luft. Paula Myers ließ etwas in ihrer Schreibtischschublade verschwinden, das aussah wie das Skelett einer Echse oder eines kleinen Tieres. Sie trug ein Pentagramm um den Hals, fletschte knurrend ihre braunen Kaninchenzähne und ich floh vor diesem teuflischen Grinsen zurück in mein Büro.

Ich hasse sie. Ich erinnere mich nicht, dass ich der Frau etwas getan hätte. Ich kenne sie nicht einmal. In unserer Geschäftsstelle gab es bisher nur sachliche Diskussionen zwischen uns Angestellten, aber nie Gemeinheiten. Nun ist Paula Myers seit vier Wochen bei uns und seit dem ersten Tag versucht sie, die Gänschen gegen mich aufzubringen und mich zur Idiotin zu deklarieren.

Wie kann man Akten nicht finden, die oben auf dem Schreibtisch liegen, hörte ich sie heute herablassend sagen. Sie sollte sich mal eine neue Brille zulegen. Betretenes Schweigen folgte, als ich ganz unerwartet die Küchentüre öffnete. In Sekundenschnelle wechselten die fünf Damen zu einem unverfänglichen Thema. Gänschen drei rührte schuldbewußt lange in ihrer Tasse.

Ich hasse diese Hexe abgrundtief. Hass scheint das Phänomen stark zu machen. Ich kann jetzt schon mühelos einen Aktenstapel auf meinem Schreibtisch hin und her schieben. Paula Myers, du wirst Dich noch wundern!

Dienstag

Welches kranke Gehirn hat mir die halbverweste Maus in die obere Schreibtischschublade gelegt, für die schon lange der Schlüssel fehlt?

Arne Silbermann und Theo Linke scheiden von vornherein aus und die Gänschen sind es auch nicht gewesen. Alle vier schrien hysterisch und überrascht, rissen die Augen auf und sprangen von ihren Stühlen, als ich den Kadaver, ein Taschentuch um den Schwanz gewickelt, herausfordernd vor ihnen hin und her schwenkte. Sie würden keine Maus anfassen, erst recht nicht eine stinkende tote. So bleibt nur eine einzige Verdächtige. Und ich kann dem Miststück nichts beweisen.

Die Schublade stinkt bestialisch, sie steht jetzt zum Auslüften oben auf der Dachterrasse. Wann hat die Hexe die Maus hineingetan? Ich schließe bei Dienstschuss mein Büro immer ab. Die Putzkolonne, die abends das ganze Gebäude säubert, hat Generalschlüssel. Hat sie sich von einer Putzfrau aufschließen lassen? Besitzt sie den Schlüssel für die Türe zwischen unseren Räumen? Eines ist jedenfalls sicher: Gestern nachmittag habe ich, auf der Suche nach Automatenmünzen, die Schublade aufgeräumt. Der Kadaver war da nicht drin.

Das Fenster ist schon den ganzen Tag geöffnet. Trotzdem hängt noch immer ein süßlicher Verwesungsgeruch im Raum. Es ist eine Qual für mich, darin zu arbeiten.

Was ist los mit dieser Frau?

Warum tut sie mir das an?

Mein Zorn auf sie ist heute grenzenlos.

Seltsam: Die Gänschen haben die gemeinsame Kaffeepause in Myers Büro verlegt. Nun müssen sie nicht befürchten, dass ich plötzlich in der Tür stehe, wenn sie über mich reden. Es sei ihnen gegönnt.

Rache ist süß.

Mittwoch

Ich habe schlecht geträumt heute Nacht. Bin heute früh mit schlimmen Kopfschmerzen
Tack-tacktack-tack-tacktack-tack
aufgewacht.

Die Kopfschmerzen, meine Wut auf Paula Myers und die körperlichen Reaktionen auf den Gestank haben das Phänomen stärker werden lassen. Das Phänomen ist absolut alltagstauglich. Wer kann schon Geschirr nach dem Abspülen in die Schränke räumen, indem er sie einfach hineindenkt? Oder sich Kaffee einschenken ohne die Kanne zu berühren? Oder dastehen und zusehen wie das Bett sich selber macht? Mittlerweile schaffe ich es, schwere Gegenstände um wenige Zentimeter zu heben. Das ist gut, aber nicht gut genug. Ich muss viel mehr üben.

Donnerstag

TÖTE SIE!
stand in der linken oberen Ecke des Bildschirms. Ich las diesen Satz und verstand ihn zuerst nicht. Ich starrte auf die Worte, ungläubig.

TÖTE SIE!

Dann begriff ich seine Bedeutung. Nein, formulierte mein Gehirn ohne bewußtes Denken.

Nein, hörte ich mich laut sagen.

TÖTE SIE! TÖTE SIE!
schrieb eine unsichtbare Geisterhand weiter. Ich rutschte mit dem Stuhl nach hinten, vom PC fort, fühlte wie panischer Schrecken durch meine Gehirnwindungen kroch und konnte nicht anders: Ich starrte auf die freie weiße Fläche des Bildschirms, die sich Zeile um Zeile füllte:

TÖTE SIE! T Ö T E S I E !

Nein, keuchte ich. Nein. Nein. Nein.

Die stereotype Antwort auf mein Nein lautete:
TÖTE SIE! T Ö T E S I E !

Niemals, dachte ich. Unsichtbare Finger glitten über die Tastatur. Aus zwei Meter Abstand sah ich die Tasten sich heben und senken. Die schrecklichen Worte füllten den Schreibbereich des Schirms.

T Ö T E S I E !

Den Rücken an die Bürotüre gepreßt, jederzeit bereit, mich umzudrehen, die Klinke niederzudrücken und davonzulaufen, starrte ich auf das Keyboard: TÖTE SIE!

Das Sichtfenster des Schirms war dicht beschrieben, der PC flackerte kurz und dann stand nur noch ein einziges großes fettes Wort auf der ganzen Fläche wie ein letzter Befehl:

Töte!

Niemals, dachte ich wieder. Niemals! Egal was sie mir noch antut. Ich werde mich wehren. Aber töten? Nie.

Freitag

Adonai – Aschmundai – Ramiel - Cemiel ... oooooh!

Ich höre das Gemurmel der Hexe überlaut durch die Wand. Meine Sinne sind unglaublich geschärft. Das Gemurmel schmerzt in meinen Ohren, der nervende Sprechgesang. Ich möchte am liebsten hinübergehen zu Arne Silbermann und ihn bitten, sich der Sache anzunehmen, aber ich fürchte, niemand wird mir Glauben schenken. Nehmen die Gänschen, die auch heute wieder drüben bei Paula Myers gefrühstückt haben, den widerlichen Geruch nicht wahr?

Adonai – Aschmundai – Ramiel - Cemiel ... oooooh!

Ich fixiere den Locher mit meinen Augen und jage ihn gegen die Verbindungstür. Die Beschwörung verstummt.

Sie nehmen den infernalischen Gestank tatsächlich nicht wahr.

Hast du das phantastische Parfüm der Myers gerochen, sagte Gänschen eins zu Gänschen drei, die beide gegen halb drei Uhr am Kopiergerät standen, ich werd‘s mir auch zulegen, demnächst. Sie rafften ihre Schriftstücke zusammen und verließen eilig den Raum als sie mich sahen. Ich kann mir nicht erklären, warum sie dies tun. Wir haben jahrelang ein gutes, ja freundschaftliches Verhältnis miteinander gehabt.

Sie hat die Gänschen wirklich fest im Griff die Hexe.

Ich wünsche mir sehr, dass Paula Myers wieder verschwindet Aber Theo Linke deutete mir vertraulich an, dass die Hexe überlege, für immer bei uns zu bleiben. Es gefalle ihr. Er fragte mich nicht nach meiner Meinung. Vielleicht hat er sie in meinem Gesicht gelesen.

Samstag

Theo Linkes Hinweis hat mir eine Horrornacht beschert. Ich wälzte mich hin und her auf dem Bett
wenn SIE dableibt ...
und ständig schwebten ohne mein Zutun kleinere Gegenstände im Schlafzimmer herum. Die Ohrringe vom Nachttisch, eine einzelne weiße Tennissocke, die blauen Sandalen, der weinrote BH und das Höschen, die ich vorm Schlafengehen ausgezogen hatte, die Hülle einer Musikkassette, fast aller Krimskrams eben. Wenn es mir zuviel wurde, kroch ich aus dem Bett, fing die Sachen ein und warf sie in eine Schublade. Zwischendurch gegen drei oder vier Uhr früh, betrachtete ich auf dem Balkon die Sterne, machte mir heiße Milch mit Honig, hörte mit dem Walkman Musik, doch der Schlaf kam nicht. Das Phänomen läßt sich kaum mehr unter Kontrolle halten.

Am späten Nachmittag, die Kaufhäuser schlossen bereits, hatte ich noch nichts fürs Wochenende eingekauft, keinen Hausputz gemacht. Ich war unruhig wie nie zuvor. Ich bewegte, ich hob, ohne einen einzigen Gegenstand zu berühren, allein mit meinen Gedanken im Wohnzimmer die Fernsehzeitung, den alten Steiff-Teddy, die Keramikente, dünne Bücher, dicke Bücher, den Übertopf mit dem roten Alpenveilchen; in der Küche die Kaffeedose, den Messerblock, das Zweiliterglas mit den eingelegten Gurken, den halbvollen Mülleimer. Die große Kentiapalme im Kübel auf dem Balkon, mindestens fünfzig Kilo schwer, kriegte ich schon zehn Zentimeter hoch. Das Phänomen verstärkte sich. Dazwischen drängte sich eine Idee intensiv in den Vordergrund: Paula Myers wiegt etwa einhundertvierzig Pfund. Ich muss lernen, einhundertvierzig Pfund zu bewegen. Präzise und schnell. Ich muss. Ich muss.

Warum?

Nach 18.00 Uhr läutete das Telefon. Ich nahm den Hörer ab, nannte meinen Namen, ein gravierender Fehler. Jemand stöhnte am anderen Ende der Leitung. Ich legte auf. Danach fing der Terror an, im Sechs-Minuten-Takt. Nur atmen im Hintergrund. Beim letzten Mal, bevor ich das Kabel aus der Dose zog, Gemurmel und ein irres Gelächter. Das ist Paula Myers, wer sonst. Ich möchte diese Person an die Wand drücken und zusehen, wie ihr das Blut aus allen Poren spritzt. Möchte sie auf den Mond schießen oder besser noch in die heißeste Hölle.

Sie macht mir Angst.

Am Abend wollte ich meine private Korrespondenz erledigen, um mich abzulenken. Ich schaltete den PC im Wohnzimmer ein, rief das Textverarbeitungsprogramm auf den Bildschirm, ging kurz ins Bad und
TÖTE ...
sagten mir grüne Buchstaben auf dem schwarzem Hintergrund.

TÖTE ...

Ich stand zwei Meter vom Schreibtisch entfernt und die Tastatur bewegte sich ohne mein Zutun. Gespenstisch. Ich war dennoch fasziniert. Wer schrieb da? Ich war es nicht. Jetzt hörte ich das Wort in einem Kopf. Hohl. Schauderhaft.

TÖTE ...

Ist es mein Unterbewußtsein? Oder eine unsichtbare Macht? Wer oder was schreibt Worte auf den Schirm? Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.

TÖTE DIE HEXE.

Nach den 36 schrecklichen Stunden, die hinter mir lagen, schleuderte ich dem Bildschirm nicht mehr das trotzige Nein entgegen. Ich flüsterte ein zaghaftes Vielleicht. Kann ich zulassen, dass diese Frau mein Leben ruiniert?

Paula Myers logiert in einem billigen Hotel in der Stadt. Das weiß ich. Aber in welchem? Ich holte das Telefonbuch, rief ein Hotel nach dem anderen an. Erzählte den Leuten an der Rezeption, dass ich mit ihr verabredet sei und den Namen des Hotels vergessen hätte. Der achte Anruf brachte das Ergebnis. Sie wohnt im Goldenen Anker, im Westen der Stadt.

Sonntag

Ich beobachtete, im Auto sitzend, den Hoteleingang, etwa dreissig Meter entfernt. Mein cognacfarbener Ford Scorpio stand unauffällig in einer Reihe geparkter Wagen im Schatten der Kastanien. Ich machte mir Notizen über die Ereignisse der vergangenen Woche, um die Zeit totzuschlagen. Irgendwann würde Paula Myers herauskommen, sie würde nicht den ganzen Tag im Hotel verbringen. Sie ahnte sicher nicht, dass ich hinter ihr her bin, sie weiß nichts von meinem Auto, denn ich fahre mit dem Bus zur Arbeit. Das blaue Kleid, das ich trug, habe ich noch nie im Büro angehabt. Den hellen Strohhut, den ich im Wäscheschrank fand, hatte ich mir tief ins Gesicht gezogen. Ich hatte den Vorteil auf meiner Seite.

Ich wollte sie zur Rede stellen, wenn sie das Hotel verließ.

Es dauerte lange, bis sie herauskam. Ich erkannte sie sofort. Das Thermometer an der Apotheke gegenüber zeigte achtunddreißig Grad im Schatten und sie trug eine langärmelige schwarze Bluse und einen wadenlangen weiten Rock. Auch die Blickdichten und die flachen Treter fehlten nicht. Umständlich kletterte sie in das wartende Taxi, einen schwarzen breitkrempigen Hut in der Hand. Ich drückte mich in den Sitz als das Taxi vorbeifuhr und folgte ihm mit entsprechendem Abstand. Paula Myers stieg in der Innenstadt aus. Ich stellte den Scorpio in einer Parkbucht ab und beobachtete sie. Meine Sorge, sie zwischen den vielen Touristen aus den Augen zu verlieren, war unbegründet Ihre schwarzen Klamotten wirkten zwischen all den fröhlichen Sommerfarben wie eine Signalfahne. Sie schien kein festes Ziel zu haben. Beim Italiener auf dem Marktplatz kaufte sie sich ein Eis, blieb vor fast jedem Schaufenster stehen und begaffte die Auslagen.

Nein, sie hatte wirklich kein festes Ziel. Ich folgte ihr durch die ganze City. Sie schien etwas zu suchen. Und sie fand es: Den mit Dämonenfratzen verzierten Sandsteinbrunnen auf dem Getreidemarkt. Das ist ein kopfsteingepflasterter idyllischer kleiner von Fachwerkhäuschen gesäumter Platz, auf dem im Mittelalter der Galgen stand und Hexenverbrennungen stattgefunden haben. An den Wochentagen schlagen hier die fliegenden Händler ihre Stände auf und verkaufen indischen Modeschmuck, Tücher und ähnliches Zeug. Jetzt lag der Platz menschenleer in greller Nachmittagssonne. Ich verbarg mich hinter dem Stamm einer mächtigen Platane, froh über ein bißchen Schatten und wartete darauf, dass die Hexe weitergehen würde. In meinem Kopf hörte ich ihren monotonen Sprechgesang

Adonai – Aschmundai – Ramiel – Cemiel - Ezabiel ... oooooooh!

Adonai – Aschmundai – Ramiel – Cemiel – Ezabiel -Muriel ... oooooooh!

Ich wußte nicht, ob der Singsang wirklich war oder ob ich ihn mir nur einbildete. Ich fasste den Entschluss zu ihr hinüberzugehen und die Sache zu Ende bringen. Doch meine Beine klebten förmlich am Boden, schwer wie Blei, sobald ich mich in ihre Richtung in Bewegung setzen wollte. So blieb ich einfach stehen, endlose zehn Minuten lang. Ich stand kurz vor einem Sonnenstich und bereute längst, ihr gefolgt zu sein.

Geh schon, dachte ich, als ich das Warten satt hatte. Verdammt, geh endlich weiter. Sie warf etwas in den Brunnen hinein und ging tatsächlich los.

Unsere Kleinstadt liegt an einem größeren schiffbaren See. Zwischen der City und dem See verläuft die Bahnlinie, auf der im Stundentakt die Züge aus Nord-Süd und im Halbstundentakt die Regionalzüge fahren. Es gibt ein großes Stellwerk mitten in der zwölfgleisigen Anlage, das auch die Durchfahrt der Güterzüge regelt, die mit fünfzig, sechzig Waggons auf einem speziellen Gleis täglich unsere Stadt passieren. Die Güterzüge halten nie. Ihr Start und Ziel sind die großen Industriezentren mit den Stahlwerken im Norden und den Chemiewerken im Süden. Im letzten Herbst wurde auf der Südseite des Bahnhofs mit dem Bau einer modernen Betonbrücke über die Gleise begonnen. Es gibt auch eine alte schmale neunzig Jahre alte Fußgängerbrücke, eine Bogenkonstruktion mit Eisenpfeilern und einem blau gestrichenen Geländer, die über die Gleise zum See führt. Die hohen Schutzgitter, die ein Übersteigen des Geländers verhindern sollten, waren verrostet gewesen und sind im letzten Herbst von Vandalen niedergerissen worden. Danach hatten zwei Jugendliche einen Dritten im Vollrausch auf die Gleise geworfen. Das Geschehen und der nachfolgende Prozeß versetzte die ganze Stadt in helle Aufregung und die Stadtverwaltung sah sich genötigt, die Brücke wegen der Sicherheitsmängel zu sperren. Trotzdem wird die Brücke von Einheimischen, die am hinteren Seeufer ihre Schrebergärten haben, noch immer als Übergang genutzt.

Genau auf diese Brücke ging Paula Myers zu. Sie wollte zum See. Das gelbe Schild mit der Aufschrift Überqueren verboten, ließ sie einen Moment zögern. Sie überstieg das einfache rotweißgestreifte Band, das links und rechts ans Geländer geknotet war und betrat das verbotene Terrain.

Es dauerte lange, bis Paula Myers oben auf der Brücke um die Ecke bog, denn sie blieb ständig stehen, klammerte sich an das blaue Geländer und sah hinunter auf die abgestellten Züge und die Gleise. Als sie oben war, eilte ich ihr nach. Sie schwenkte den schwarzen Hut in der rechten Hand und psalmodierte. Ich hörte ihre Worte wieder im Kopf. Sie waren mein Leitstrahl.

Adonai – Aschmundai - Ramiel ... ooooooh!

Dreimal sah Paula Myers sich um und ich verschwand jedesmal blitzschnell hinter einem Pfeiler. In der Brückenmitte erfaßte sie mit beiden Händen das Geländer und beugte sich nach vorn. Ein ICE kam mit zweihundert Stundenkilometern aus südlicher Richtung angeschossen. Die Ablenkung durch den Zug kam mir sehr gelegen. Sie sah mich nicht kommen. Ganz in ihrer Nähe lehnte ich mich lässig an die gegenüberliegende Brüstung und wartete. Dennoch muss sie etwas gespürt haben, denn sie drehte sich um. Der Moment der Aussprache schien da zu sein.

Paula Myers, sagte ich mit einer Stimme, die ich kaum als meine eigene erkannte, sieh an.

Ihr graues Gesicht wurde aschfahl als sie mich erkannte. Ihr Kopf wackelte hektisch hin und her als suche sie einen Fluchtweg. Mutterseelenallein standen wir auf der alten Eisenbrücke, zehn Meter über den Gleisen und in ihre Augen stahl sich nackte Angst. Ihre Lippen formten lautlos das

Adonai – Aschmundai – Ramiel - Cemiel ..... !

Ich konnte es lesen. Aber so sehr sie auch ihre Dämonen beschwor, keiner eilte ihr im Moment zu Hilfe.

Die Zeit der Vergeltung ist gekommen, Paula Myers, hörte ich mich sagen. Meine Stimme klang vor Aufregung rauh und fremd. Sie streckte beide Hände aus in einsamer Abwehr, die Handflächen nach vorn. Und sie begann zu schluchzen.

Nein... nein... tun sie mir nichts. Und dann wieder lautlos aber deutlich von den blassen Lippen abzulesen Adonai – Aschmundai – Ramiel – Cemiel - Ezabiel ....ooooooh! Ich machte einen tiefen Atemzug.

Du wirst mich künftig in Ruhe lassen, sagte ich. Sie sah mich ausdruckslos an. Und Du verschwindest aus unserer Agentur und aus der Stadt, heute noch.

Sie spuckte nach mir. Mein Versuch, die Situation zu retten, ging gründlich daneben.

Einen Scheiß werde ich, keuchte sie und trat nach dem Hut, den sie fallengelassen hatte.

Schade, sagte ich, wirklich schade.

Meine Entfernung zu ihr betrug etwa zwei Meter. Die direkte Konfrontation mit Paula löste ungewollt wieder das Phänomen aus. Sie hing plötzlich einen halben Meter über dem Brückenbelag, quiekte, zappelte und ihr rechter Schuh fiel vom Fuß. Ihre Arme ruderten in der Luft, die Augen traten ihr vor Schreck aus den Höhlen. Ich versuchte verzweifelt, sie auf den Boden herunterzubringen, aber ein unsichtbarer Lift schickte sie ein paar Zentimeter höher. Ihr Quieken verstummte. Dafür brach ein dumpfes Knurren zwischen ihren nikotinverseuchten häßlichen Zähnen hervor. Paula Myers benahm sich wie ein gefangenes wildes Tier. Unvermutet fiel sie herunter und das Phänomen schubste sie leicht zur rechten Brückenseite bis an den dritten Pfeiler. Ich konnte es nicht mehr kontrollieren. Paula Myers linkes Handgelenk knackte. Oh Gott, dachte ich, das hab ich nicht gewollt.

Adonai – Aschmundai – Ramiel – Cemiel - Ezabiel ... eeeeeeh! jammerte sie leise.

Adonai – Aschmundai – Ezabiel - Muriel ... eeeeeeh! winselte sie. Ihre Stimme klang anklagend, beschwörend und sehr, sehr verzweifelt.

Adonai – Aschmundai – Ramiel - Cemiel ..... eeeeeeh ...

Sie kauerte sich an den Pfeiler, hielt ihr gebrochenes Handgelenk und wimmerte. Wie eine große dunkle Fledermaus hockte sie da. Ich wollte zu ihr gehen, ihr helfen, stattdessen sagte ich mit der rauhen fremden Stimme:

Schön zu sehen wie klein und unbedeutend sie wirklich sind, und blieb unbeweglich stehen. Sie fletschte die Zähne und Speichel tropfte aus ihrem Mund. Weit hinten rollte ein Güterzug heran. Die Situation entglitt mir zusehends. Ich war schrecklich nervös.

Sag, dass Dir leid tut, was du mir angetan hast, schrie ich in dem Bemühen, das Blatt noch zu wenden. Direkt unter uns fuhr der Regionalzug in den Bahnhof ein. Niemals Schlampe, kreischte sie giftig, hörst du, niemals! Und dann wieder leise, fast unhörbar:

Adonai – Aschmundai – Ramiel - Cemiel ..... ooooooh!

Deine Dämonen sind heute auf meiner Seite Hexe, weißt du das nicht, sagte die rauhe Stimme.

Der Güterzug kam näher.

Du hast Deine Meisterin gefunden Hexe, sagte die Stimme, fahr zur Hölle.

Im Bruchteil eines Augenblickes, früher noch als ich selbst, ahnte sie wohl, was als nächstes geschehen würde. Sie klammerte sich mit der gesunden Hand an das blaue Geländer. Aber das half ihr nichts. Das Phänomen, stärker denn je, beförderte Paula Myers schnell und mit einem gewaltigen Schwung bäuchlings auf das linke Brückengeländer. Sie ruderte mit den Armen und versuchte sich festzuhalten. Ihre Beine strampelten im Leeren und fanden nirgendwo Halt. Das Phänomen riss an ihr und sie brüllte. Ihre Schreie waren hell und spitz, sie hingen über dem mahlenden

Tack-tacktack-tack-tacktack-Geräusch des Güterzuges, dessen Diesellok gerade auf die Brücke zufuhr. Eine einzige Sekunde sah ich mich um, ob jemand die Brücke heraufkäme, ließ Paula Myers aus den Augen und schon kippte ihr Oberkörper vornüber. Ihre Beine mit den dicken schwarzen Strümpfen bildeten einen grotesken Winkel. Als ich vorwärts sprang, um sie zu packen, sauste sie schon abwärts wie ein Pfeil und bohrte sich zwischen die Stahlstangen, die der Waggon mit der Zahl BR 423 OZ geladen hatte. Ich rannte zur anderen Seite, sah Blut und Gehirn sich über den Stahl verteilen, sah die schwarze Masse von Paula Myers Kleidung sich auf Stahlglanz niedersenken. Ihre gebrochene Hand flatterte im Fahrtwind wie ein Abschiedswinken. Bye bye, Paula Myers.

Eine Ewigkeit später, auf dem Rückweg zu meinem Auto, versuchte ich, die blassgelbe Rosenknospe, die über einen schmiedeeisernen Gartenzaun direkt vor meine Füße fiel, telekinetisch in meine Hand zu heben. Das Phänomen war fort.

Montag

Pünktlich zur Kaffeepause standen die Gänschen nebeneinander in der kleinen Küche, als hätten sie niemals etwas anderes getan. Miss Myers ist heute nicht zur Arbeit gekommen, sagte Gänschen eins, Sie hat sich aber nicht krank gemeldet.

Und sie hat auch keinen Urlaub genommen, das weiß ich genau, antwortete Gänschen vier.

Vielleicht hat sie im Lotto gewonnen, meinte Gänschen zwei.

Klar, sagte Gänschen drei, oder sie hat einen tollen Freund kennengelernt und ist mit ihm in Urlaub gefahren. Sowas kommt vor, ich hab’s neulich erst irgendwo gelesen. Gänschen drei hatte schon immer eine blühende Fantasie.

Was meinst Du Arla? fragten sie alle vier wie aus einem Mund und schauten mich neugierig an.

Keine Ahnung, sagte ich, obwohl ICH weiß, wo Paula Myers ist:
Sie fährt zur Hölle, wo sie hingehört.

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Sie können diesbezüglich gerne Kontakt mit mir aufnehmen.
Petra Koch

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