Diese Geschichte wurde als Kinderbuch veröffentlicht.


Petra Koch
Benjamin Schwalbenkind
ISBN 978-3-8370-1180-7
7,95 €

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Leseprobe

Benjamin Schwalbenkind

Am nördlichen Ende eines kleinen Dorfes, da wo der Eichenwald die Hügel hinaufzuwachsen beginnt, liegt zwischen Wiesen und Feldern ein alter Bauernhof. Zum Gehöft gehören ein verwitterter Holzschopf, ein Stall für die Kühe und Pferde und eine große Scheune mit einem roten Dach, das schon von Ferne zu sehen ist, weil es in der Sonne so schön leuchtet. Unter diesem Dach hat sich zum Schutz vor Wind und Regen Familie Rauchschwalbe ein Nest gebaut. Es gibt eine Pferdekoppel und daneben einen Teich, auf dem sich Enten und kleine Wasservögel tummeln. Im Schilf am Teichufer leben zierliche Libellen und ein paar Frösche, die vom frühen Morgen bis zum späten Abend vergnügt quaken. Es gibt Mückennester und eine Menge Fliegen. An diesem wunderschönen Ort ist Benjamin Schwalbenkind an einem Frühsommertag in die Welt geschlüpft, um sie zu erobern.

An einem sonnigen Morgen Ende August sagte Vater Schwalbe zu seiner Familie:

Die Tage werden schon kürzer. Es ist bald Zeit für die Reise nach Afrika.

Benjamin Schwalbenkind, der gerade nach einem Fliegenbeinchen schnappen wollte, machte kugelrunde Augen, verschluckte sich beinahe und stotterte:

A... a... aber Papa! Bin ich den nicht noch zu klein dafür?

Und um allen zu zeigen, wie klein er doch sei, breitete er seine Flügelchen aus, bis seine Mutter rief:

Benjamin lass das, du wirfst uns ja aus dem Nest.

Brav legte Benjamin seine beiden Flügelchen wieder zusammen.

Ich muss das Fliegen noch ein bisschen üben, sagte er, darf ich, Papa?

Ja, sagte der Vater, aber gib acht auf dich. Entferne dich nicht zu weit und flieg nicht zu hoch hinauf. Vergiss nicht: die Gegend jenseits des Teiches wirst du meiden. Sie ist gefährlich für dich. Denk an deinen Bruder Dominik.

Oh ja! Benjamin dachte oft an seinen Bruder, der eines Tages einen Ausflug machen wollte und nicht mehr zurückkam und er piepste: Ich bin artig, Papa, ich versprech's.

Er schlüpfte aus dem Nest und flatterte hinüber zum Fliederbaum.

Welch ein schöner, sonniger Tag! Eine Weile hockte Benjamin Schwalbenkind auf einem Ast und überlegte, wohin er fliegen wollte. Schließlich flog er zum Teich, sah den kleinen Entchen zu und versuchte ein paar Mücken zu fangen. Doch das wurde ihm bald langweilig und er begann mit seinen Flugübungen.

In spiralförmigen Kreisen schraubte er sich in die Luft, bis Teich und Wiesen winzig klein unter ihm lagen, legte sich gegen den Wind, die Flügelchen dicht am Körper und ließ sich pfeilschnell abwärts fallen, bis er mit den Spitzen seiner Schwingen fast die Wasseroberfläche berührte. Erst dann drehte er ab.

Später übte er den Gleitflug. Er zog hinauf, der Sonne entgegen, flog ein Stück geradeaus, breitete die Flügelchen aus und schwebte in großen, sanften Kurven schräg zum Wind der Erde zu. Das tat er viele Male. Immer höher hinauf flog er, immer größere Kreise. Und weil er noch klein war und keine Flugerfahrung besaß, merkte er nicht, dass der Wind ihn mit jeder Kurve mehr von zuhause forttrug. Als er müde wurde und nach einem Platz Ausschau hielt, an dem er sich ausruhen konnte, hatte sich die Gegend verändert und Benjamin erschrak. Wo waren der Bauernhof, der Acker, die Scheune, der Teich? Er hielt angestrengt Ausschau, bis seine Augen vor Schmerz brannten, sah aber nur Berge, Wälder, fremde Wiesen und ein Bächlein, das lustig plätschernd dahin floss. Nirgendwo war die breite silbern glänzende Wasserfläche des Teiches, die ihm aus großer Höhe als Erkennungszeichen gedient hatte. Nirgendwo leuchtete das rote Scheunendach in der Sonne. Er war ganz allein.

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Petra Koch

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