Zwei Arten zu Lieben
Man kann auf zwei Arten lieben: Mit dem Verstand und mit dem Herzen. Liebe, die aus dem Verstand kommt, orientiert sich an Äußerlichkeiten: an körperlicher Schönheit und Anziehung, an gemeinsamen Interessen und am Umfeld, an den Möglichkeiten gemeinsamen materiellen Wachstums, an all jenen Dingen eben, die wenig Tiefe besitzen und die ein Spiegel sind der Vergänglichkeit in der Welt.
Liebe, die aus dem Herzen kommt, bedarf all dieser Merkmale kaum, sie nimmt sie allenfalls als Beiwerk. Wahre Liebe sucht nach Übereinstimmung, nach dem Verständnis des anderen, nach Verstehen, dem Erfahren seiner tiefsten Geheimnisse, ja sie erwachsen ihr im stillen Beobachten, im liebevollen, gebenden Umgang mit dem geliebten Menschen.
Liebe des Herzens berührt die tiefsten Schichten der menschlichen Seele und sie ist nicht immer nur gut und ohne Probleme. Im Gegenteil kann sie uralte Emotionen wecken, die im Unbewussten schlummern und sie ist vielleicht ein beständiger Schmerz, wie ein Dorn im Fuß. Sie zwingt uns, Gefühle in uns zu transformieren, über die Liebe zu einem anderen Menschen uns selbst lieben zu lernen, zu uns selbst zu finden und zu dem Göttlichen in uns und sie lehrt uns Unterscheidungsvermögen: lehrt uns das Wirkliche vom Unwirklichen zu trennen und das Wichtige vom Unwichtigen, das Wahre vom Unwahren, das Bedeutsame vom Unbedeutenden und sie hilft uns damit, frei zu werden für uns selbst und füreinander.
Liebe des Herzens lässt den anderen teilhaben am eigenen inneren Erleben, sie verbirgt sich nicht und ihre Gefühle wie ein Clown hinter der Maske, sondern lernt, offen zu sein und voller Hingabe an das gemeinsame Ziel - das mag es auch unbewusst bleiben und über tausend Umwege führen, doch stets dasselbe ist: Die Vereinigung mit dem Göttlichen in uns, da Liebe ja selbst ein Aspekt der Gottheit ist und ihr Gesetz das Höchste im ganzen Universum. Allein die Herzensliebe kann, gleichgültig äußerer Verhältnisse, Menschen wirklich frei machen und zu wahrem, innerem Erleben verborgener Wirklichkeiten und Gesetzmäßigkeiten führen, während Liebe, die der Verstand diktiert, im Äußeren verbleibt und versklavt, niemals der Seele Tiefen berührt und letztlich zu Chaos führen muss, zu Stillstand an innerem Wachstum, da sie kosmischer Gesetzmäßigkeit zuwiderläuft.
Erkenne daher die beiden Formen von Liebe und entscheide Dich für den wahren, den göttlichen Aspekt. Entscheide Dich für die Liebe des Herzens, weil auch im Erleiden von Schmerz und Verzicht, der damit verbunden sein mag, Wachstum der Seele zu ungeahnten Freuden gegeben ist.
Autor ungenannt