Das Zehnerle

Es ist ein wunderschöner sonniger Frühlingstag. Oma hat im Garten hinter dem Haus Blumen gepflanzt. Marie, die heute bei Oma zu Besuch ist, hat im Schuppen, wo die Geräte sind, den großen roten Ball wiedergefunden, den sie schon lange vermisst. Jetzt sitzen Oma und Marie, die im März neun geworden ist, auf der Bank unter dem Birnbaum.

Oma, fragt Marie, hast du auch Ball gespielt als du klein warst?

Ja, Marie, sagt Oma lächelnd, das habe ich. Jeden Tag, an dem es nicht regnete, waren wir Kinder draußen und da habe ich Ball gespielt mit meiner Freundin Elisabeth, mit Roland aus der dritten Etage, mit Dagmar aus dem Nebenhaus und manchmal sogar mit dem frechen Dieter, der mich immer zwickte, was ich gar nicht leiden konnte.

Was habt ihr gespielt Oma, fragt Marie.

Da gab es ein tolles Spiel, Marie, sagt Oma. Es war mein Lieblingsspiel. Wir nannten es das Zehnerle. Am Nachbarhaus, das sechs Stockwerke hoch war, gab es eine Wand ohne Fenster und da spielten wir es. Möchtest du wissen wie es geht?

Oh ja, strahlt Marie, das will ich.

Na dann pass gut auf, sagt Oma, damit du es nachspielen kannst. Das Spiel beginnt mit 10, das heißt, zehnmal wird der Ball auf eine bestimmte Art an die Wand geworfen und wieder aufgefangen. Dann neunmal, dann achtmal und so weiter, bis eins. Wenn der Ball zu Boden fällt, kommt das nächste Kind an die Reihe. Wer bei eins ankommt, weil er alle Bälle gefangen hat, der hat gewonnen.

Oma erzählt, wie der Ball geworfen werden muss, aber Marie sagt: Das kann ich mir nicht merken Oma.

Ich schreibe das am besten gleich mal auf, antwortet Oma, dann kannst du es immer nachlesen bis du es auswendig weißt.

Das ist eine gute Idee Oma, sagt Marie, ich hole einen Stift und Papier aus der Küche.

Mach das, Kind, sagte Oma. Marie geht und Oma wartet. Dann kommt Marie zurück und Oma beginnt zu schreiben:

SPIELREGELN FÜR DAS ZEHNERLE

Zehn

Wirf den Ball an die Wand und fange ihn wieder auf. Mache das 10 Mal.

Neun

Wirf den Ball an die Wand, klatsche in die Hände und fange den Ball wieder auf. Das machst du 9 Mal.

Acht

Nimm den Ball in die rechte Hand, greife um deinen Rücken herum und wirf den Ball an Deiner linken Seite vorbei an die Wand. Fange den Ball jedes Mal auf. Mache das 8 Mal.

Sieben

Hebe Dein rechtes Knie an. Der Ball liegt in Deiner rechten Hand. Greife unter dem Knie durch und dann wirf den Ball an die Wand. Fang ihn auf. Das machst du 7 Mal.

Sechs

Hebe Dein linkes Knie an. Der Ball liegt wieder in Deiner rechten Hand. Greife unter dem Knie durch, wirf den Ball an die Wand und fange ihn wieder auf. Das machst du 6 Mal.

Fünf

Nimm den Ball in die rechte Hand. Wirf ihn behutsam an die Wand. Dann schlage ihn in schneller Folge mit dem offenen Handteller 5 mal zurück an die Wand. Fange den Ball dann auf.

Vier

Nimm den Ball in die linke Hand. Wirf ihn an die Wand. Dann schlage ihn in schneller Folge mit dem offenen Handteller 4 mal zurück an die Wand und fange den Ball danach auf.

Drei

Wirf den Ball an die Wand. Wenn er zurückkommt schlägst du ihn mit dem rechten Knie 3 mal zurück an die Wand. Danach fange den Ball auf.

Das brauchst ein wenig Übung aber du schaffst das.

Zwei

Wirf den Ball an die Wand, und schlage ihn mit dem linken Knie 2 mal zurück an die Wand. Danach fange den Ball auf.

Eins

Wirf den Ball an die Wand, aber ziemlich hoch. Während der Ball zurückkommt, drehe dich schnell einmal um dich selbst. Dann fange den Ball auf.

Wer zuerst die 1 geschafft hat ohne den Ball fallen zu lassen, hat gewonnen!

So, sagt Oma, jetzt ist alles aufgeschrieben. Immer wenn ein Kind den Ball fallen lässt, muss es wieder bei 10 anfangen.

Meinst du ich schaffe das mal bis eins? fragt Marie und nimmt Omas Hand.

Aber ja, Marie, lacht Oma, man muss ein bisschen üben. Das Spiel kann man auch ganz alleine spielen und je öfter man es macht, desto besser geht es. Ich habe oft gewonnen. Wenn du willst, kannst du ja gleich am Geräteschuppen üben. Da gibt es keine Fenster. Spiel nie an einer Hauswand wo Fenster sind, sonst könnte es Ärger geben. Weißt du warum?

Marie lacht: Weil eine Fensterscheibe kaputt gehen könnte.

Kluges Kind, sagt Oma lächelnd. Ich werde jetzt noch ein paar Dahlienzwiebeln in die Erde stecken, damit sie im Herbst blühen und du kannst ja schon mal üben. Und nachher gehen wir in die Küche und essen Apfelkuchen.

Oh ja, freut sich Marie.

Marie hüpft Richtung Schuppen. Oma hebt das Körbchen mit den Dahlienzwiebeln vom Boden auf und geht zu dem Beet, das sie bepflanzen will. Sie sieht, wie Marie den Ball an die Wand wirft und wieder auffängt und hört sie zählen:

Eins, zwei, drei, vier, fünf ...

Oma freut sich sehr, dass jetzt wieder jemand ihr Lieblingsspiel spielt.

Spiel ihr mit?


Hier ist die Spiele-Anleitung zum herunterladen oder ausdrucken: Spielregeln Zehnerle

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Petra Koch 2012

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