Zahnweh

Am Montagmorgen spürt Klaus-Peter beim Biss ins Frühstücksbrot den Schmerz im oberen linken Backenzahn das erste Mal.

Autsch, sagt er laut und tastet vorsichtig mit Zeige- und Mittelfinger auf seiner Wange herum. Es ist nicht schlimm, aber unangenehm. Klaus-Peter muss gleich los zur Arbeit. Er fährt einen Zweiunddreißigtonner, mit dem er Betonsteine aus einem Ziegelwerk holt und auf verschiedene Baustellen bringt. Es ist fünf Uhr morgens.

Was ist los, Klausi, fragt Ehefrau Inge, hast du Zahnschmerzen?

Klaus-Peter ist 28 Jahre alt, verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn, der um diese Zeit noch schläft.

Es ist nichts, antwortet Klaus-Peter. Das Ziehen verschwindet wieder. Am Dienstag isst Klaus-Peter während seiner Mittagspause Kartoffelsalat und ein kaltes Kotelett, beißt versehentlich auf den Knochen und der Schmerz ist wieder da. Jetzt bleibt er.

Geh morgen zum Zahnarzt, Klausi, bevor es noch schlimmer wird, der Doktor hat mittwochs immer Abendsprechstunde, sagt Inge beim Zubettgehen besorgt. Doch Klaus-Peter hat seit seinen Kindertagen Angst vor dem Zahnarzt. Wenn er an die Prozedur auf dem Behandlungsstuhl denkt, fühlt er Panik in sich aufsteigen. Er will nicht zum Zahnarzt, lieber nimmt er den Schmerz in Kauf. Und so fährt er auch am Mittwoch und am Donnerstag brav seine Tour, obwohl sich da schon ein leichtes Klopfen im Oberkiefer bemerkbar macht, unter dem linken Auge. Er kauft sich unterwegs Nelkenöl in einer Apotheke, weil er gehört hat, dass es den Schmerz betäuben soll und schmiert es auf Zahn und Zahnfleisch. Zuhause spült er den Mund mit Salbeitee, doch beides hilft nicht wirklich.

Meine Güte, sagt Inge, als Klaus-Peter am Freitag beim Abendbrot jammert, warum tust du dir das an? Das wird nicht von allein besser. Geh endlich zum Arzt und lass dich behandeln. Soll ich ihn anrufen?

Der Zahnarzt ist alt, er könnte schon längst im Ruhestand sein, aber er hat keinen Nachfolger für seine Praxis gefunden in dem kleinen Ort und er will seine Patienten nicht im Stich lassen. Also macht er weiter. Manch einer hat bei ihm auch außerhalb der Sprechstunden schon Hilfe erfahren, denn der Zahnarzt ist ein freundlicher Mann.

Nein, sagt Klaus-Peter, es geht schon. Lass mal, Inge.

Am Samstagmorgen pocht der Schmerz unerträglich. Klaus-Peter fühlt sich fiebrig, seine linke Backe glüht und ist ganz heiß. Er ist froh, dass er heute nicht arbeiten muss. Beim gemeinsamen Frühstück mit Inge und Sohn Michael trinkt er nur eine Tasse Salbeitee und schmiert danach den Rest vom Nelkenöl auf das Zahnfleisch des schmerzenden Backenzahns. In der Hausapotheke findet er die angebrochene Packung eines Schmerzmittels, drückt eine Tablette aus der Blisterverpackung und schluckt sie mit einem Glas Wasser.

Gegen elf Uhr fragt Inge: Gehst du mit einkaufen in den Supermarkt, Klausi? Sie zieht den kleinen Michael an. Der Weg zum Supermarkt führt an der Praxis vorbei. Inge hat die Absicht, Klaus-Peter, wenn es sein muss, mit Gewalt dazu zu bringen, an der Türe des Doktorhauses zu klingeln und sich behandeln zu lassen, wenn der Arzt da ist, denn Klaus-Peters Backe wird immer dicker.

Muss ich mitgehen Schatz, fragt Klaus-Peter zurück.

Ja, Klausi, das wäre schön, sagt Inge. Das macht Klaus-Peter, wenn auch widerwillig und dann folgt er Inge und Michael die vier Stockwerke nach unten. Inge setzt das Kind in den Buggy und schlägt die Richtung zur Praxis ein, da scheint Klaus-Peter ihre Absicht zu ahnen und er sagt: Gehen wir heute lieber durch die Bahnhofsunterführung, dann kann ich mir am Kiosk die Tageszeitung kaufen. Inge denkt, die Zeitung könnte er auch im Supermarkt mitnehmen und will protestieren. Aber sie gibt nach. Sie hat keine Lust auf Diskussionen. Also gehen sie durch die Unterführung, schleppen gemeinsam den Sportwagen die breite Treppe zum Bahnhofsvorplatz hoch, holen die Zeitung und kaufen im Supermarkt ein.

Auf dem Rückweg schwenkt Inge in die Weberstraße ein, in der die Zahnarztpraxis liegt. Klaus-Peter hält Inge an der Jacke fest. Er will wieder Richtung Bahnhof gehen, Inge will das nicht und so bleiben sie stehen und diskutieren eine Weile herum, bis Michael zu weinen anfängt. Schließlich setzt Inge zornig und schweigsam ihren Weg die Weberstraße hinunter fort und Klaus-Peter trottet mit Abstand hinter ihr her. Vor dem Haus des Zahnarztes bleibt Inge stehen und wartet auf Klaus-Peter. Bleib bei Micha, sagt sie zu ihm, ich schau mal ob der Arzt da ist.

Werner Weismüller
Dentist

steht darauf, darunter die Sprechzeiten. Klaus-Peter studiert das Schild, obwohl er es längst kennt. Er merkt, dass seine Beine leicht zittern. Dies ist ein altbekanntes, doch untrügliches Zeichen seiner aufkeimenden Zahnarztphobie. Unruhig wartet er auf dem Gehweg vor dem Haus und auf einmal ist das Zahnweh weg. Er nimmt es erstaunt zur Kenntnis und hofft, dass die Haustüre nicht aufgemacht wird, dass Inge umsonst klingelt. Tatsächlich geht Klaus-Peters Wunsch in Erfüllung, niemand öffnet.

Ich hab kein Zahnweh mehr, sagt er zu Inge, komm gehen wir heim.

Zuhause füttert Inge zuerst den kleinen Michael, dann macht sie sich die Suppe vom Vortag heiß. Klaus-Peter will nichts essen. Denn nachdem er bepackt mit den Einkäufen die vier Stockwerke zur Wohnung hoch gelaufen war, kam der Zahnschmerz wieder, wilder und schlimmer als zuvor. Klaus-Peter drückt einen Eisbeutel auf die Backe. Er fühlt sich elend, legt sich auf das Sofa im Wohnzimmer und stöhnt leise vor sich hin.

Es wird Abend. Klaus-Peter hat seit dem Morgen nur zwei Tassen Hühnerbrühe getrunken. Er hockt wie ein Häufchen Elend in seinem Lieblingssessel vor dem Fernseher. Seine Backe ist angeschwollenen, heiß, rot und der Schmerz im Oberkiefer so unerträglich, dass Klaus-Peter sich in Todesfantasien ergeht. Zuerst stellt er sich vor, wie er sich in den Mund fasst und den Schmerz herausreißt, wie er ihn in seiner Faust zerdrückt und von sich wegschleudert. Etwas später denkt er, wenn ich einen Revolver hätte, ich würde mich erschießen, damit diese Qual endlich ein Ende hat. Er malt sich die Szenen richtig aus. Seit der Heimkehr vom Einkaufen hat er noch zwei Tabletten geschluckt, doch sie helfen nicht. Inge beobachtet Klaus-Peter und sie sieht, dass er furchtbar leidet. Um 19 Uhr geht sie ans Telefon und wählt die Nummer der Praxis. Die Frau des Zahnarztes nimmt ab. Nein, sagt sie, mein Mann ist nicht da, aber er muss jeden Augenblick heimkommen. Schicken Sie Ihren Gatten ruhig vorbei. Inge bedankt sich und legt auf.

Dann jagt sie Klaus-Peter aus dem Sessel hoch und sorgt dafür, dass er sich anzieht und sich auf den Weg macht. Sie gibt nicht nach. Klaus-Peter lässt es sich gefallen, er erkennt, dass er die Schmerzen allein nicht mehr in den Griff kriegt und ist Inge sogar dankbar für ihre Entschlossenheit.

Werner Weismüller ist noch nicht heimgekommen, als Klaus-Peter eine Viertelstunde später an seiner Haustür klingelt. Es ist jetzt 19 Uhr 30.

Eigentlich sollte mein Mann schon da sein, sagt die Zahnarztfrau bedauernd. Ich bin sicher, er hockt oben im Gasthaus Zum Löwen und trinkt noch schnell ein Bier. Das macht er samstags immer. Wie wäre es, wenn Sie die paar Schritte hingehen und ihn holen? Das lässt Klaus-Peter sich nicht zweimal sagen. Ein Bier könnte ich jetzt auch gebrauchen, denkt er.

Mach ich, Frau Weismüller, sagt Klaus-Peter. Er verabschiedet sich und geht.

Das Gasthaus Zum Löwen ist Samstagabends immer ziemlich voll. Fast alle Tische sind mit Gästen besetzt, die sich unterhalten und dabei zu Abend essen. Weismüller sitzt alleine auf einem Barhocker am Tresen und hält sich an einem halbvollen Bierglas fest. Klaus-Peter stellt sich neben ihn. Er ist bei Weismüller schon seit Jahren in Behandlung und der Zahnarzt erkennt ihn sofort, er sieht auch Klaus-Peters dicke linke Backe. Na Junge, sagt er, konntest du nicht früher kommen, als es noch nicht so schlimm war? Seine Stimme klingt leicht verwaschen. Klaus-Peter sagt nichts, denn auf diese Frage kann er nicht zufriedenstellend antworten.

Setz dich, Junge, sagt Weismüller, und trink mit mir noch ein Bier, ich spendiere es. Und danach gehen wir und ich schau mir den Zahn mal an.

Klaus-Peter ist mit diesem Aufschub einverstanden. Er klettert auf den Barhocker neben Weismüller.

Und so trinken sie zusammen ein Bier und noch eines. Sie reden über Fußball, die Familie, Politik, Frauen und manchmal gar nicht. Gegen zehn Uhr abends trinken beide Bier mit Korn, eins nach dem anderen, weil das Helle dann besser rutscht, wie Weismüller meint. Der Zahnarzt zeigt sich verdammt spendabel und Klaus-Peter genießt diese großzügige Geste. Er will die Spendierfreudigkeit Weismüllers nicht durch einen Hinweis auf seinen eiternden Backenzahn beenden. Klaus-Peter kann sich bald kaum noch auf dem Barhocker halten. Er trinkt selten und ist soviel Alkohol, noch dazu auf leeren Magen nicht gewöhnt. Doch er fühlt sich einigermaßen gut, die Biere und die bisher genossenen fünf Korn haben das Zahnweh etwas betäubt, es ist nur noch ein erträgliches Pochen.

Sie bleiben bis zur Polizeistunde um ein Uhr, dann bugsiert der Wirt seine beiden letzten Gäste unter dem Protest Weismüllers zur Türe und schließt ab. Weismüller schwankt kräftig und auch Klaus-Peter ist sehr unsicher auf den Beinen. Die beiden Männer halten sich aneinander fest, um nicht umzufallen und wackeln gemeinsam mitten auf der einsamen nachtdunklen Weberstraße zu Weismüllers Haus. Der besinnt sich trotz seines gewaltigen Rausches erstaunlicherweise wieder auf Klaus-Peters Anliegen.

Du kommst jetzt mit rein und ich schau mir deinen Zahn an, sagt er. Klaus-Peter sucht nach Ausflüchten, er ist müde und will heim, aber in dem alten Weismüller steckt eine ungeheure Kraft. Er hält Klaus-Peters eingehakten rechten Arm fest wie in einem Schraubstock und zwingt ihn die drei Stufen zu seiner Haustüre hinauf. Dort nestelt er, seinen widerwilligen Patienten festhaltend, endlos lange in den vielen Taschen seiner Windjacke herum, kramt endlich einen Schlüsselbund hervor, sucht das Türschloss, findet es nach einigen vergeblichen Versuchen, schließt auf und zieht Klaus-Peter durchs Erdgeschoss ins Sprechzimmer.

Klaus-Peter steht unentschlossen herum, während Weismüller aus einer Schublade geräuschvoll und mit fahrigen Bewegungen sein Zahnarztbesteck herauskramt und umständlich auf der Ablage neben dem Behandlungsstuhl platziert.

Setz dich, Junge, sagt er und schiebt Klaus-Peter in Richtung des Stuhls. Dabei schwankt er kräftig. Klaus-Peter klettert die kleine Stufe hinauf und setzt sich.

Mach den Mund auf.

Klaus-Peter macht den Mund auf. Auf seiner Stirn bildet sich kalter Schweiß.

Weit.

Klaus-Peter gehorcht. Weismüller beugt sich über ihn. Klaus-Peter riecht Weismüllers Bier-Korn-Atem und zieht die Nasenflügel hoch.

Böse, böse, nuschelt Weismüller, während er mit verschiedenen Instrumenten in Klaus-Peters Mundhöhle herumhantiert, da müssen wir was machen.

Klaus-Peter faltet seine Hände im Schoß. Der schlimmste Moment seines Lebens ist ganz nah Weismüller zieht eine Spritze auf. Klaus-Peter beobachtet panisch wie ein kleiner Tropfen Flüssigkeit aus der Kanüle zu Boden fällt.

Mach den Mund weit auf Junge, sagt Weismüller in seinem bierseligen Tonfall. Klaus-Peters geschwollene linke Backe glüht. Weismüller schaut wieder in Klaus-Peters Mund und setzt die Betäubungsspritze. Sicher sind der ausgiebig genossene Alkohol und der endlos lange Tag schuld daran, dass Weismüller rechts und links verwechselt. Er sticht die Nadel mit der Betäubungsflüssigkeit versehentlich in Klaus-Peters gesunden rechten Oberkiefer. Man muss es ihm nachsehen. Weismüller ist ein alter Mann, der es gut meint, der ein paar wohlverdiente Feierabendbier mit zu vielen Schnäpsen hinuntergespült hat und seinen Fehler deshalb nicht bemerkt. Klaus-Peter aber merkt es.

Falsche Seite, will der sagen, der schlimme Zahn ist links. Er gurgelt die Worte aus seinem Hals, aber Weismüller wertet das als Ausdruck der Angst und ignoriert Klaus-Peters Äußerung. Er drückt die Flüssigkeit weiter in den rechten Oberkiefer hinein.

So, nuschelt Weismüller, jetzt warten wir ab, bis die Spritze wirkt.

Klaus-Peter will ihn auf seinen Irrtum aufmerksam machen.

Das ist die falsche Seite, sagt er, Sie haben mir die Spritze in die falsche Seite gegeben. Links ist der kaputte Zahn.

Und er zeigt auch darauf mit seinen Fingern und fährt in seinem Mund herum. Aber Weismüller versteht nichts, denn der reichlich konsumierte Alkohol hat auch Klaus-Peters Stimme gehörig zugesetzt. Sie klingt in Weismüllers Ohren wie eine Fremdsprache. Der, selbst nicht mehr Herr seiner Sinne, hört deshalb nicht hin. Er sucht nach der Zange.

Der Zahn muss raus, sagt er, ganz schön vereitert. Kann aufs Herz schlagen.

Die Spritze beginnt zu wirken. Klaus-Peters Mund fühlt sich komisch an, die gesunde rechte Gesichtshälfte wird taub, dafür tobt in der linken wieder der Schmerz. Das hier ist ein Alptraum, denkt Klaus-Peter, das lass ich nicht mit mir machen. Er will runter vom Behandlungsstuhl, er fürchtet sich entsetzlich vor dem, was gleich kommt. Weismüller hat die Zange schon in der Hand, beugt sich über seinen Patienten und drückt Klaus-Peter heftig in den Behandlungsstuhl zurück.

Keine Sorge, Junge, lallt er, gleich ist es vorbei. Klaus-Peter sieht die Zange und presst seine Lippen zusammen. Er will sich den Zahn nicht ziehen lassen ohne Betäubung. Seine Hände krampfen sich um die Armlehnen des Stuhls, sein ganzer Körper ist gespannt wie ein Bogensehne.

Ich tu dir nicht weh, Junge, sagt Weismüller, ich weiß ja, dass du Angst hast.

Klaus-Peters Herz rast.

Mach den Mund auf, fordert Weismüller. Aber Klaus-Peter öffnet den Mund nicht. Er wendet den Kopf ab. Er windet sich. Weismüller fuchtelt mit der Zange vor Klaus-Peter herum, erkennt, dass er mit Bitten nicht zum Ziel kommt und gibt ihm eine kräftige Ohrfeige auf die geschwollene Backe. Klaus-Peter reißt überrascht den Mund auf, um zu schreien, doch Weismüller drückt ihn blitzschnell zurück und noch bevor Klaus-Peter den Mund wieder schließen kann, hat die Zange den vereiterten Zahn gepackt.

Ich zieh den jetzt raus, ganz ohne Schmerz. Versprochen, Junge, sagt Weismüller besänftigend in seinem verwaschenem Tonfall. Hab dir ein bisschen mehr Betäubungsmittel gegeben.

Und dann zieht er und dreht, dreht und zieht an dem vereiterten Backenzahn. Klaus-Peter unter ihm stöhnt, schreit, zappelt und jappst. Der Zahn ist ein sehr widerspenstiger Gegner. Doch just in dem Moment als Klaus-Peter sich wegen der Qual der ungewollt grausamen Behandlung in eine Ohnmacht flüchten will, gibt der Backenzahn nach. Weismüller hält ihn triumphierend vor Klaus-Peters Gesicht.

Hab ich's dir nicht gesagt, Junge, dass der schmerzlos rausflutscht wie Butter?

Klaus-Peters Beine wackeln, seine Knie schlagen aneinander. Er will den Zahn nicht anschauen, er kneift abwehrend die Augen zu. Weismüller hält ihm ein Glas Wasser hin. Du musst jetzt den Mund spülen, Junge, sagt er. Klaus-Peter öffnet die Augen, nimmt Weismüller das Glas ab und setzt es an die Lippen. Er spuckt eine Menge Blut ins Becken und er spült so lange, ass Weismüller ungeduldig wird und ihm das Glas nicht mehr nachfüllt. Währenddessen kommen Klaus-Peters Beine wieder zur Ruhe und sein Herzschlag normalisiert sich. Weismüller versorgt die Wunde, schreibt danach ein Rezept für Zahnschmerztabletten aus und schiebt es Klaus-Peter fürsorglich in die Brusttasche seines Hemdes.

Nun hast du es ja überstanden, Junge, nuschelt Weismüller dann und schlägt Klaus-Peter kräftig auf die Schulter. Komm gut nach Hause. Die Tabletten holst du dir am Vormittag in der Stadtapotheke, die hat Bereitschaftsdienst und am Dienstag lässt du dich zur Nachkontrolle noch mal hier sehen. Er hat es auf einmal sehr eilig, schiebt seinen Patienten aus dem Sprechzimmer zur Haustür und entlässt ihn hinaus in die Nacht.

Es ist zwei Uhr früh am Sonntag, eine klare mondlose Nacht. Klaus-Peter macht sich, benommen vom Alkohol, von der reichlich dosierten Betäubungsspritze und von den überstandenen Strapazen langsam auf den Heimweg. Seine rechte Gesichtshälfte ist taub, die linke tut weh, der Kopf brummt, er spürt, dass er sich übergeben wird, noch bevor er daheim ist, aber dennoch fühlt er sich als Held. Endlich ist der blöde Backenzahn raus, denkt er. Erstaunlich was man zustande bringen kann, wenn man besoffen ist!

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Petra Koch 09/2011

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